Patientenfall von Frau Dr. Kostenzer
Anamnese
Ein 76-jähriger Patient stellt sich im November 2022 zur Abklärung bei Verdacht auf einen Lungentumor bei uns vor. Ein auswärtiges CT, welches aufgrund von persistierendem Husten sowie Nachtschweiß angefertigt wurde, zeigte eine 8cm große Raumforderung rechts pulmonal mit Kavernenbildung.
An Vorerkrankungen bestehen eine COPD IV mit Indikation zur LTOT-Therapie, sowie eine Prostatahyperplasie.
Prozedere
Aufgrund der Kavernenbildung kam eine Tuberkulose differentialdiagnostisch in Frage. Diese konnte durch die entsprechenden Untersuchungen ausgeschlossen werden. Mittels der in der Bronchoskopie gewonnen Proben kann histologisch ein gering differenziertes, teils sarkomatoid entdifferenziertes Lungenkarzinom nachgewiesen werden (T4, N2, M0). Die molekularpathologischen Analyse des Tumors zeigt eine KRAS Mutation (p.(Gly12Cys); Exon 2 (5%)).
Nach Vorstellung im thoraxonkologischen Tumorboard wurde stadiengerecht eine sequenzielle Radiochemotherapie mit anschließender Durvalumab Therapie bei einem PD-L1 von 100% geplant. Es wurden insgesamt 3 komplette Zyklen der Chemotherapie verabreicht. Im März 2023 kam es zu einem Progress mit endoluminalen Tumoreinbruch in den rechten Oberlappenbronchus, so dass keine Strahlentherapie durchgeführt wurde. Es wurde eine Zweitlinientherapie mit Sotorasib 960mg/Tag eingeleitet. Seit 09/2023 wird bei Dexibuprofen Einnahme aufgrund einer Lumbago Pantoprazol 40mg täglich eingenommen. Eine alternative Therapie wurde vom Patienten als wirkungslos empfunden. Der Patient verträgt die onkologische Therapie sehr gut. Es ist bisher zu keinen Sotorasib typischen unerwünschten Ereignissen gekommen. In der letzten Bildgebung 03/2024 besteht seit Therapieeinleitung weiterhin kein Progress der malignen pulmonalen Tumorerkrankung.
Auflösung
Die im Jahr 2023 publizierte Studie Phase III Studie CodeBreak 200 hat einen deutlichen Vorteil einer
zielgerichteten Therapie mit Sotorasib bei vorliegender KRAS-Mutation (G12C) im Vergleich zur Standardtherapie
Docetaxel gezeigt. Es kam zu einer Verlängerung des Progressionsfreien Überlebens (PFS: 5,6 Monate [95% CI
4,3-7,8] vs 4,5 Monate [3,0-5,7]; Hazard-Ratio 0,66 [0,51-0,86]; p=0,0017). Sotorasib wurde gegenüber Docetaxel
besser vertragen mit weniger Therapie-assoziierten unerwünschten Ereignissen (AE; Grad ≥ 3: n=56 [33,1%] vs n=61
[40,4%]) sowie weniger schwerwiegenden AEs (n=18 [10,7%] vs n=34 [22,5%]). Zum häufigsten Sotorasib-assoziierten
AE (Grad ≥ 3) zählt Diarrhoe (12%), gefolgt von Lebertoxizität (AST 5%, ALT 8%).1
➔ Antwort 2 ist korrekt.
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